
Bei den Stichworten „Medienpädagogik“ und „Medienkompetenz“ denken wir, wie wohl die meisten, in der Regel zuerst an Projekte mit Kindern und Jugendlichen und entsprechende wissenschaftliche Studien. Herbert Kubicek und Barbara Lippa rücken in ihrer Studie Nutzung und Nutzen des Internets im Alter jedoch die Gruppe der Über-60-Jährigen in den Fokus und das vollkommen zu Recht, denn „[r]und die Hälfte der älteren Bevölkerung verzichtet […] darauf, irgendeinen der vielen Internetdienste zu nutzen.“ Diese große Kluft zur Internetnutzung Jüngerer – die „Alterslücke“ – erklärt sich für Kubicek und Lippa vor allem aus eher diffusen Ängsten vor und Unwissenheit über das Internet. Das ist zunächst nicht neu und entspricht dem, was man beobachten und als Erklärung vermuten konnte. Kubicek und Lippa bleiben aber nicht bei diesem Befund stehen, sondern – und da wird es spannend – untersuchen die Alterslücke genauer und zeigen Wege auf, wie sie zu überwinden ist. So haben die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebensstile von Seniorinnen und Senioren wesentlichen Einfluss auf ihre Internetnutzung und können zugleich auch der Hebel sein, Hemmungen vor dem Internet abzubauen: Wohl jeder hat in seinem Bekanntenkreis Großeltern, die nach anfänglichen Schwierigkeiten selbstverständlich mit ihren weit entfernten Enkeln skypen oder die sich ihre Ferienwohnung inzwischen lieber online suchen. Andere informieren sich über unbekannte Städte oder suchen nach Informationen zu Gesundheitsthemen oder von Behörden und wieder andere spielen, kaufen ein oder haben sich vor allem mit der meist integrierten Kamera angefreundet.
Angebote zur Förderung der digitalen Kompetenz, so schlussfolgern die Autoren, müssen also viel stärker an die Lebenswelt der Seniorinnen und Senioren angepasst sein, an ihren Lebensstil, ihren Bildungsgrad oder ihre sozialen Interessen.
Mit Nutzung und Nutzen des Internets im Alter tragen Herbert Kubicek und Barbara Lippa so nicht nur dazu bei, die Alterslücke zu schließen, sondern auch eine Lücke in unserem Programm: Die Medienkompetenzförderung älterer Menschen. Schön.
Lassen Sie eine Antwort Abbrechen Antwort
Alle Felder sind Pflichtfelder